Tirschenreuth. (bz) Nicht einmal mehr auf den Himmel ist Verlass: In den guten Draht der Geistlichkeit „nach oben“ setzen die Nofi-Lauf-Organisatoren am Mittwoch alle Hoffnungen. Doch selbst nach der Eröffnung des Katholikentags in Regensburg bleibt es bei dicken, schwarzen Wolken, regnet es bei der größten Laufveranstaltung der Oberpfalz am laufenden Band.
Das tut der guten Stimmung aber keineswegs Abbruch. Trotz der nasskalten Witterung nehmen pünktlich um 18.30 Uhr 4577 Läufer die 6,3 Kilometer lange Strecke rund um Tirschenreuth unter die sportlichen Schuhe, 4554 gehen später als Finisher über die Ziellinie. Herzliche Genesungswünsche gehen von der Ehrentribüne an OTV- Wetterfrosch Thomas Bärthlein, der nach dem Angriff eines psychisch Kranken immer noch im Krankenhaus liegt. Er sollte die von den Kliniken Nordoberpfalz AG und dem Medienhaus „Der neue Tag“ vor fünf Jahren initiierte Veranstaltung eigentlich moderieren. Tausende von Menschen sind seither in Bewegung. Bürgermeister Franz Stahl gibt im Beisein von Landrat Wolfgang Lippert, dem Weidner OB Kurt Seggewiß, NT-Chefredakteur Norbert Gottlöber und Kliniken-Vorstand Josef Götz, der selbst mitläuft, den Startschuss. „Wird schon“, sagt Peter Geyer, der Mann für alle Fälle in der Kreisstadt, am Mittwochnachmittag nach dem Blick aufs Regenradar.
Allerdings folgen die Wolken nicht der Wetterprognose im Internet und ziehen nach Tschechien ab, sondern bleiben über der Region hängen. Schwemmt es da die Nofi-Lauf-Party am Abend auch mit weg? Mitnichten. Kaum sind die Teilnehmer im Ziel, geht es auch schon ab aufs Gartenschau-Gelände, wo sie sich erst einmal stärken können. Stephan Loew sorgt schon auf dem Weg dahin, dass mit Iso-Drinks die verlorene Energie zurückkehrt. Das BRK bietet Tee an. Erdinger legt mit alkoholfreiem Weizen noch ein paar Vitamine oben drauf. Da hört man es richtig zischen: der erste Schluck, nie lang genug. Auch viele Tirschenreuther mischen sich unter die Gäste. Karl Wittmann und sein Team von der Küche des Klinikums sind für den Ansturm der hungrigen Mäuler bestens gerüstet. Sie haben zentnerweise die Klassiker vorbereitet: Chili con carne und Nudeln. Da stehen die Sportler geduldig Schlange. Wer im schützenden Zelt kein freies Plätzchen findet, sucht sich – ist zwar schwierig, aber möglich – ein trockenes draußen im Gelände. Oder zieht sich die Kapuze der Regenjacke etwas tiefer ins Gesicht. Trotz allem: Die Besucher loben die Schönheit und Weitläufigkeit des Gartenschaugeländes und bedauern, dass das Sommermärchen vom vergangenen Jahr heuer partout kein Nofi-Märchen werden wollte.
Manchem wird es etwas schwummrig beim Gang über die schwingende „Max-Gleißner-Brücke“. „Hält einen Panzer aus“, haben die Verantwortlichen der Stadt schon bei der Vorbesprechung alle Zweifel beseitigt. Drüben beim Fischhof-Areal gibt es die Finisher-Shirts, sind die Tribünen für die Mannschaftsfotos aufgebaut, die „Fotopuzzle“ jedem Team-Captain schicken wird. Während die „King-Size-Combo“ auf der Bühne die Besucher bei bester Laune hält, laufen schon die Vorbereitungen für die Siegerehrung. Pokale gibt es, Sekt dazu. Und Dreiliter-Humpen mit „Erdinger alkoholfrei“. Auf die obligatorische Bierdusche verzichten die Beteiligten. Nass sind sie auch so schon genug geworden.
Ohne ganze Heerscharen von Helfern wäre so eine Großveranstaltung wie der Nofi-Lauf nicht zu bewerkstelligen. Rund 300 engagierte Frauen und Männer sind vor und hinter den Kulissen im Einsatz, nicht nur während des Wettbewerbs. Polizei und Feuerwehr sperren die Strecke, beruhigen aufgebrachte Verkehrsteilnehmer. Das Rote Kreuz samt Notärzten und Katastrophenschutz betreuen Läufer und Zuschauer medizinisch. Bauhof und Stadtwerke sorgen für Bühnenaufbau, Wasser- und Stromversorgung und entsorgen noch in der Nacht den meisten Rest vom Fest. Die Pfadfinder sind dabei, die Schwesternschülerinnen, die Fotofreunde Tirschenreuth, Musiker an der Strecke, der Förderverein der Realschule Weiden und viele, viele Mitarbeiter von Witron, Kliniken Nordoberpfalz AG und Medienhaus „Der neue Tag“. Aber auch ohne die Hilfe von Sponsoren wäre der Nofi-Lauf so nicht durchzuführen. Weshalb der Dank des Orga-Teams mit Martin Neuhaus, Norbert Tannhäuser (Kliniken AG), Michael Ascherl und Ilona Stadler (Der neue Tag) nicht nur der tatkräftigen Unterstützung durch ihre eigenen Firmen gilt. Auch die Hilfe durch die Hamm AG, Witron, IGZ, Richthammer-Versicherungen, Ziegler Holzindustrie, Brunner Bäcker, Barmer und AOK, Erdinger, Sparkasse, Intersport Fehr, Fotopuzzle, Orizon, Lifestyle Stephan Löw, Klinikrente und Samhammer AG haben den Jubiläumslauf heuer erst wieder möglich gemacht.
Buntes Völkchen Die Profis vorne sind schon weg, bevor die große Masse dahinter überhaupt den Knall hört. Und was ist das für ein buntes Völkchen, das sich da langsam in Bewegung setzt? Der eine mit der Krachledernen und dem Seppl-Hut, der andere im schwarzen Frack Zylinder, der dritte als Spiderman im Ganz-Körper-Anzug. Auch der Bärnauer Barfuß-Läufer ist wieder dabei. Asylbewerber aus Äthiopien zeigen einmal mehr, dass sie sich in Tirschenreuth ausgesprochen wohlfühlen. Thema Inklusion? Kein Problem beim Nofi-Lauf, wo auch behinderte Menschen mit auf die Woge der Sympathie genommen werden, die den Läufern auch an diesem Mittwochabend wieder von Tausenden von begeisterten Schaulustigen am Straßenrand mit lautstarken Anfeuerungsrufen entgegenbrandet. Musiker aller nur erdenklichen Stilrichtungen, Samba- und Line-Dancer heizen den Läufern ein, die bald schon nicht mehr wissen, ob die völlig durchnässte Kleidung vom Regen oder vom Schwitzen oder von beidem kommt. Für die Spitzenläufer kein Problem. Zeus hängt alle ab Der Pirker Abiturient Maximilian Zeus, Deutscher Duathlonmeister, „gönnt“ sich gerade einmal 21:09 Minuten und wiederholt damit seinen Vorjahressieg in Weiden. In der Siegerliste taucht er dennoch nicht auf, gibt es doch keine offizielle Einzelwertung. In der Kategorie „Schnellstes Firmenteam“ muss sich heuer die Polizei Weiden um den Wimpernschlag einer Sekunde der Hamm AG aus Tirschenreuth geschlagen geben. Fitteste Firma in der Kategorie über 500 Mitarbeiter wird die Kliniken Nordoberpfalz AG.